Unis und Hochschulen tischen "Niedersachsen-Menü" auf
Hohe Kosten für den Lebensmitteleinkauf, die Miete oder auch die Energierechnung halten an. Gerade für Studierende, die häufig kein festes Einkommen haben, verfestigt sich eine große Belastung. Ein Teil eines speziellen Hilfspakets, welches in Niedersachsen unterstützend wirken soll, ist das „Niedersachsen-Menü“ in allen Mensen der fünf Studierendenwerke. Wir haben beim Studentenwerk Osnabrück nachgefragt, was hinter dem "Niedersachsen-Menü" steckt und wie es angelaufen ist.
Herr Heckmann, die Zahlen sind alarmierend: Unter den Studierenden, die allein oder in Studierenden-Wohngemeinschaften zusammenlebten, waren laut Statistischem Bundesamt 2021 76,1 % armutsgefährdet. Wie nehmen Sie die Situation der Studierenden in Osnabrück wahr?
Wir nehmen diese Situation sehr ernst und versuchen, die Studierenden so gut es geht finanziell zu entlasten. Wir spüren, dass die Studierenden bei Aktionsgerichten oder Themenwochen, die etwas teurer sind als unsere regulären Menüs, sehr sensibel auf den Preis achten. Höherpreisige Gerichte über 4 € werden dann weniger gewählt. Die Studierenden geben uns entsprechendes Feedback. Dazu nutzen wir die „SWOSY-App“, über die die Studierenden Menüs mit zustimmenden oder ablehnenden Daumen bewerten oder kommentieren können. Es kommt aber auch vor, dass unser Mensapersonal persönlich vor Ort angesprochen wird. Der Austausch mit den Studierenden hilft uns für die Planung sehr.
Das Land Niedersachsen hat Ende 2022 mit einem Nachtragshaushalt auf Inflation und steigende Lebenshaltungskosten reagiert. Was hat es mit der Soforthilfe in Höhe von 30 Millionen Euro auf sich?
Als Reaktion auf die Folgen durch den Krieg in der Ukraine und die anhaltende Energiekrise unterstützt der niedersächsische Landtag die fünf niedersächsischen Studierendenwerke. Insgesamt 30 Mio. € können wir dazu nutzen, die finanzielle Belastung der Studierenden abzufedern. Das Studentenwerk in Osnabrück bekam davon rund 3,8 Mio. € bereitgestellt. Der Rest wurde unter den Studierendenwerken je nach Größe und Situation am Standort verteilt.
Und was umfasst das Entlastungspaket alles?
Die Verpflegung der Studierenden spielt eine große Rolle: Mit dem Geld ist vorgesehen, für ein warmes und bezahlbares Mittagessen für alle Studierenden zu sorgen. Deshalb führten seit Januar 2023 niedersachsenweit alle Mensen der Studierendenwerke ein „Niedersachsen-Menü“ zu einem festen Preis von 2,50 € ein. Außerdem bleiben alle Mensastandorte wie gewohnt erhalten – es wird 2023 trotz gestiegener Energiekosten keine Schließungen und auch keine Preiserhöhungen bei anderen Mahlzeiten geben. Die Versorgung der Studierenden ist damit gesichert.
Weitere Maßnahmen sind: Wohnheime erhöhen keine Betriebskosten, Notfonds für stark belastete Studierende können eingerichtet und Angebote der Psychosozialen Beratung nach Bedarf und Möglichkeiten ausgeweitet werden. So können Studierende in dieser besonderen Situation, in der eine Krise auf die nächste folgt, unterstützt werden.
Sie nannten das sogenannte „Niedersachsen-Menü“. Was genau finden die Studierenden in Ihrer Mensa vor Ort unter diesem Titel?
Das Menü für 2,50 € besteht in unseren Mensen aus einem wechselnden Tagesgericht mit Getränk. Das Gericht zum „Niedersachsen-Preis“ wählen wir aus unserem bestehenden Speiseplan. Zu 80-90 % handelt es sich dabei um ein vegetarisches oder veganes Gericht. In den restlichen Fällen bieten wir aber auch Speisen mit Fleisch oder Fisch als „Niedersachsen-Menü“ an. Zu diesem Essen bieten wir immer ein Getränk der Marken Lemonaid oder ChariTea an. Mit jedem Kauf eines „Niedersachsen-Menüs“ sparen die Studierenden so nicht nur Geld, sondern unterstützen den fairen Handel sowie unterschiedliche soziale Projekte des gemeinnützigen Lemonaid & ChariTea e.V..
Wenn es nur etwas für den kleinen Hunger zwischendurch sein darf, bieten wir in den Cafeterien und Bistros ausgewählte Baguettes von pflanzlich bis herzhaft im Rahmen des „Niedersachsen-Menüs“ an. So steht für jede Situation etwas zur Auswahl.
Wie wird das „Niedersachsen-Menü“ denn von den Studierenden angenommen?
Von Januar bis März wurden in unseren Mensen rund 31.000 „Niedersachsen-Menüs“ verkauft. Das entspricht einem Anteil von 13 Prozent an den verkauften Studierendenessen. Wir sind mit der Abnahme zufrieden – es ist sogar etwas mehr als wir erwartet hätten. Wir freuen uns, mit dem „Niedersachsen-Menü“ so vielen Studierenden ein bezahlbares Mittagessen zu ermöglichen.
Eine Förderung hat auch immer ein Ende. Wie lang wird es das „Niedersachsen-Menü“ geben? Wie kalkuliert Ihre Hochschulgastronomie zukünftig ohne das Entlastungspaket? Und wie können die Studierenden ihr Mensaessen dann zahlen, sollten die Preise hoch bleiben?
Das „Niedersachsen-Menü“ gibt es voraussichtlich bis Ende 2023. Unabhängig von der zusätzlichen Fördersumme in diesem Jahr kann das Studentenwerk Osnabrück im landesweiten Durchschnitt generell vergleichsweise günstige Preise für die Studierendenessen bieten. Auch nach 2023 werden unsere Essenspreise durch die ohnehin schon bestehenden Landesmittel für Studierendenwerke und durch den Studentenwerksbeitrag der Studierenden gefördert. Es wurde in diesem Jahr also quasi nur noch einmal gründlich aufgestockt, um auf die aktuelle Situation zu reagieren. Auch in 2024 versuchen wir weiter unter den vorgegebenen Voraussetzungen die beste Qualität der Verpflegung zu einem fairen Preis anzubieten.
Herr Heckmann, vielen Dank für den Einblick in die Situation bei Ihnen im Studentenwerk Osnabrück. Schön, dass Sie die Studierenden durch Ihre Angebote unterstützen können.