Haushaltsreiniger – wer die Wahl hat, hat die Qual
Einige der in Haushaltsreinigern enthaltenen Inhaltsstoffe sind umstritten. Manche belasten die Umwelt, andere stellen ein Risiko für unsere Gesundheit dar. Doch die Verpackung gibt kaum Informationen über den Inhalt preis. Worauf kann man beim Kauf eines neuen Reinigers achten?
von Johanna Krahl
Die Inhaltsstoffangabe
Anders als bei Lebensmitteln oder Kosmetik sind auf der Verpackung von Reinigungsprodukten keine detaillierten Angaben über die Inhaltsstoffe zu finden. Das liegt daran, dass Hersteller*innen nicht verpflichtet sind, diese anzugeben. Dabei gibt es aber folgende Ausnahmen:
- Enzyme, Duftstoffe, optische Aufheller oder Desinfektionsmittel müssen unabhängig von ihrer Konzentration angegeben werden.
- Andere Stoffe, wie zum Beispiel Tenside, Phosphate oder Bleichmittel sind ab einer Konzentration von 0,2% auf der Verpackung genannt.
Möchte man mehr über die Inhaltstoffe erfahren, zum Beispiel welche chemische Zusammensetzung das enthaltene Tensid hat, kann nachgeforscht werden: Unternehmen sind verpflichtet, die vollständige Inhaltsstoffangabe im Internet zu veröffentlichen. Die Website dazu findet man auf der Verpackung. Das macht eine genaue Recherche möglich, ist aber nicht besonders alltagstauglich. Zum Glück gibt es verschiedene Siegel, die diese Recherche ersparen und bei Kaufentscheidungen unterstützen.
Siegel bieten Orientierung
Siegel gibt es ganz verschiedene und jedes hat individuelle Anforderungen an die Produkte. Neben natürlichen Inhaltsstoffen sind dies beispielsweise stetige Kontrollen der Erzeuger*innen oder das Unterlassen von Tierversuchen. Der „Blaue Engel“ ist das Umweltzeichen der Bundesregierung. Seit über 40 Jahren ist es auf Waschmitteln, Farben, Möbeln und Recyclingpapier zu finden. Weitere Siegel sind zum Beispiel das EU-Ecolabel, das NCP-Siegel oder das ECOcert-Siegel. Seiten wie „Siegelklarheit“ vergleichen verschiedene Siegel und liefern Informationen zum Nachlesen.
Grundsätzlich sollte sich jede*r vor dem Kauf fragen, ob dieses Produkt tatsächlich benötigt wird. Viele Reinigungsmittel sind im privaten Gebrauch überflüssig oder lassen sich sehr gut durch Hausmittel ersetzen. Mehr Informationen dazu liefert das ZEHN Faktenblatt: „Nachhaltigeres Reinigen“. Neben verschiedenen Umwelt- und Nachhaltigkeits-Siegeln gibt eine Faustregel Orientierung: Je weniger Inhaltstoffe auf der Verpackung angegeben sind, desto umweltverträglicher und gesundheitsschonender ist das Produkt.
Zwei bekannte Inhaltstoffe von Reinigern haben wir hier genauer unter die Lupe genommen:
Tenside
Tenside sind die Inhaltstoffe, die für den Reinigungseffekt verantwortlich sind. Diese waschaktiven Substanzen sorgen dafür, dass sich zwei unterschiedliche Flüssigkeiten – wie Öl und Wasser – vermischen können. So lösen sich Verschmutzung von Oberflächen. Tenside kommen in natürlicher und synthetischer Form vor und werden in fast allen Reinigungsmitteln verwendet. Nach der Anwendung gelangen sie ins Abwasser. Einige sind schwer abbaubar. Die EU hat festgelegt, dass Hersteller*innen in Reinigungsmitteln nur biologisch abbaubare Tenside verwenden dürfen. So lassen sich Umweltbelastungen verringern. Allerdings gelten Tenside bereits offiziell als „biologisch abbaubar“ wenn sie nach 28 Tagen mindestens zu 60% abgebaut sind. Auf der Verpackung findet sich eine Angabe, wie groß der Anteil der enthaltenen Tenside ist. Beim Kauf kann darauf geachtet werden, ein Produkt zu wählen, dass grundsätzlich wenig Tenside enthält. Bei zertifizierten Produkten müssen die enthaltenen Rohstoffe den nachhaltigen Standards des jeweiligen Siegels entsprechen. Daher sollte die Wahl auf ein Produkt mit Siegel fallen.
Duftstoffe
Duftstoffe sorgen in Reinigungsmitteln für einen angenehmen Geruch. Sie können sowohl natürlichen Ursprungs- als auch synthetisch hergestellt sein. Einige Verbindungen sind nur sehr schwer abbaubar. Sie landen nach der Reinigung im Abwasser und anschließend im Klärschlamm. Aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit reichern sich zum Beispiel sogenannte Moschusverbindungen im Fettgewebe von Tieren an und gelangen so in die Nahrungskette. Darüber hinaus können einige Duftstoffe Unverträglichkeiten und Kontaktallergien auslösen. Deshalb muss die Verwendung in Reinigern, unabhängig von ihrer Konzentration, mit „Duftstoffe“ oder „Parfüm“ gekennzeichnet werden. Ob ein Duftstoff enthalten ist, zeigt daher schon ein Blick auf die Verpackung. Welcher Duftstoff genau im Produkt steckt, müssen Hersteller*innen nur angeben, wenn es sich um einen von 26 Duftstoffen handelt, die als besonders stark allergieauslösend eingestuft wurden. Sind diese zu mehr als 0,01% im Produkt enthalten, müssen sie namentlich genannt werden. Wir empfehlen: Am besten einfach auf Produkte ohne Duftstoffe zurückgreifen. Das schont Haut und Umwelt.