ZEHN - Zentrum für Ernährung und Hauswirtschaft Niedersachsen

Superfoods – je exotischer, desto besser?

Der Verzehr von Superfoods liegt seit einigen Jahren voll im Trend. Chia-Samen, Goji-Beeren oder Gerstengraspulver peppen das Müsli auf, werden zu Smoothies verarbeitet oder als Gesundheitsdrink zum Frühstück gereicht. Doch halten die angeblichen Wunderwaffen wirklich was sie versprechen und ist ihr Nutzen so hoch wie angepriesen? Maren Meyer, Fachreferentin für Ernährung im ZEHN nimmt Superfoods unter die Lupe. 

Regionale Superfoods
© Couleur - pixabay.com

Für 48 Prozent der Bevölkerung gehören Superfoods zu einer gesundheitsbewussten Ernährung dazu, das zeigt eine repräsentative Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Der Begriff „Superfood“ ist gesetzlich nicht geschützt. Meist werden damit exotische pflanzliche Lebensmittel bezeichnet, die einen besonders hohen Gehalt an Nährstoffen wie Vitamine oder Mineralstoffe enthalten, so das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.  Superfoods werden immer wieder mit Gesundheitsversprechen, wie der Stärkung des Immunsystems oder dem Schutz vor Krankheiten angepriesen. Aber: „Superfood-Produkte sind oft nicht hinreichend untersucht, um sie gesundheitlich bewerten zu können“, so das BfR.

 

Alles super in Superfoods?

Superfoods werden oft aus fernen Ländern importiert. Chia-Samen beispielsweise kommen vor allem aus China und Afrika. Sie legen lange Transportwege hinter sich, bis sie im Einkaufskorb landen. Folglich entstehen vermehrt Treibhausgase, die der Umwelt und dem Klima schaden. Darüber hinaus gibt es viele Produkte oft nur in verarbeiteter Form: Beeren werden beispielsweise getrocknet, was sich negativ auf den Nährstoffgehalt auswirken kann. Durch die Wärmebehandlung gehen hitzeempfindliche Vitamine zum Teil verloren. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen verweist außerdem auf die Gefahr der Belastung der exotischen Produkte mit Pestiziden oder Schwermetallen. Getrocknete Goji-Beeren beispielsweise würden regelmäßig beanstandet, weil sie einen erhöhten Gehalt an Unkrautvernichtungs- oder Insektenschutzmitteln aufweisen.

Wer auf Alternativen zu dem meist teuren Superfood zurückgreift, entlastet somit nicht nur den Geldbeutel, sondern kann bei frischen, regionalen und saisonalen Lebensmitteln auch aus den Vollen schöpfen.

Die Vorzüge des heimischen Superfoods

Frische pflanzliche Lebensmittel aus der Region brauchen sich neben den Superfoods nicht verstecken: Sie werden frisch in voller Reife geerntet und strotzen vor Vitaminen und Mineralstoffen. Viele regionale Lebensmittel übertreffen die gesundheitlichen Benefits der Superfoods sogar.

Ein gutes Beispiel dafür sind Leinsamen. Sie toppen mit ihrem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren den der Chia-Samen und sorgen für einen normalen Cholesterinspiegel und Blutdruck. Walnüsse bieten ebenfalls eine gute Fettsäurezusammensetzung und damit eine regionale Alternative zu Avocados. Die ungesättigten Fettsäuren können das Herz-Kreislaufsystem positiv beeinflussen und so zum Beispiel das Herzinfarkt-Risiko senken.

Blaue Beerenfrüchte wie Heidelbeeren oder Brombeeren zeichnen sich durch zahlreiche Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe, den sogenannten Anthocyanen aus. Sie dienen als Antioxidantien und vermindern so schädliche Prozesse im Körper. Zwischen Mai und Juni können die Blüten der Holunderbeere zu Sirup, Tee oder Gelee verarbeitet werden, bevor die Beeren selbst zwischen August und Oktober reif werden.

In den Wintermonaten liefern Kohlsorten eine volle Bandbreite an Vitaminen und Mineralstoffen. Ob Grünkohl, Chinakohl oder Wirsing – der Verzehr sorgt für eine gute Portion der Vitamine A, B, C und K, an Calcium, Eisen und Magnesium sowie an Ballaststoffen. Auch die Rote Beete besticht als heimisches Superfood mit ihrem hohen Gehalt an Vitamine wie Folsäure, Vitamin C, B-Vitamine und Beta Carotin sowie den Mineralstoffen Kalium, Magnesium und Eisen. Tipps zur Verarbeitung der roten Knolle gibt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Besonders im Frühjahr sind regionale Superfoods auch im eigenen Garten oder draußen im Wald zu finden: Kräuter, besonders Wildkräuter, sind nährstoffreich und eine tolle Ergänzung für fast jede Mahlzeit. Ein Blick in die Natur lohnt sich. Die bei Gärtnern unbeliebten Brennnesseln oder der Girsch lassen sich von störendem Unkraut in schmackhafte Gerichte verwandeln.

Klare Gewinner: Regionale Köstlichkeiten
Zwar enthalten Chia-Samen, Acai-Beeren und Co. viele positive Inhaltsstoffe, doch stehen regionale Alternativen den Superfoods oft um nichts nach. Doch nicht nur inhaltlich punkten die Leckereien von hier: Kurze Transporte machen sie auch zu einem echten Superfood fürs Klima. Einen guten Überblick über alle heimischen Alternativen zu den bekannten Superfoods gibt’s bei der Verbraucherzentrale.